Fesselträger des Pferdes
Der Fesselträger des Pferdes – eine belastete Struktur!
Das Bein des Pferdes ist anatomisch relativ einfach gebaut. Beim Pferd ist der Fuß / die Hand von 5 Zehen / Fingern auf 1 Zehe reduziert. Diese Zehe wird auch nicht komplett belastet, sondern das Pferd fußt ausschließlich auf der Zehenspitze eines Zehs. Diese anspruchsvolle Statik hat ihre Schwachstellen.
Wäre das Bein und die Zehe in ihrem Verlauf ganz gerade, würden durch die Stauchungen bei der Lastaufnahme die Gelenkflächen, bzw. die Knorpelüberzüge in den Gelenken extrem schnell verschleißen. Um eine Stoßdämpfung zu bekommen, ist das Pferdebein im Bereich der Fessel nach vorne abgewinkelt. Diese Winkelung führt dazu, dass bei Lastaufnahme das Fesselgelenk nach unten federt. Dieser Mechanismus funktioniert nur, weil die Fessel über den Fesselträger besonders stabilisiert wird.
Der Fesselträger ist ein sehr stabiles und ca. daumendickes Band, dass am Vorderbein unterhalb des Vorderfußwurzel- bzw. am Hinterbein unterhalb des Sprunggelenkes befestigt ist. In seinem Verlauf nach unten hinter dem Röhrbein verwächst es nach einer Aufzweigung in zwei Schenkel mit den Gleichbeinen. Die Gleichbeine sind weiter nach unten am Fesselbein mit kurzen Bändern verstrebt. Würde es den Fesselträger nicht geben, würde das Fesselgelenk bei Belastung nach unten auf den Boden durchfedern. Es ist sehr einfach vorstellbar, dass der Fesselträger vor allem in schwunghaften Gangarten und besonders beim Springen extrem belastet wird. Das Band selbst hat eine gewisse Elastizität.
An seiner Anheftungsstelle am Knochen unterhalb des Vorderfußwurzel- bzw. Sprunggelenkes entsteht am Übergang von elastischen Bandgewebe zu hartem Knochen eine extreme Spannungssituation. Hier kommt es zu Zerreißungen der Bandfasern und auch zu kleinen Ausrissen aus dem Knochen. Diese sogenannte Fesselträgerursprungserkrankung kommt bei Springpferden am Vorderbein und bei Dressurpferden häufig an den Hinterbeinen vor.
Eine genaue Diagnostik, gezielte Therapie und eine sehr lange Rekonvaleszenz müssen durchgeführt werden, um die Pferde auch dauerhaft wieder in den Sport zu bekommen. Der Hufschmied kann diese Phase durch entsprechenden „Fesselträgereisen“ unterstützen. Genau definiertes Aufbautraining, wie zum Beispiel im Aquatrainer, hilft die Pferde möglichst früh wieder in Arbeit zu bekommen. Nach dem Motto – „Unter Last regenerieren“ – wird heute in der Sportmedizin bei Mensch und Pferd versucht, möglichst des Sehnen- / Bandgewebes ähnliches Ersatzgewebe zu bekommen.
Je schneller ein Band regeneriert, desto weniger bilden sich narbige und damit unelastische Faserstrukturen. Langfristig ist eine hohe Elastizität eine sehr wichtige Voraussetzung für eine stabile Belastbarkeit des Pferdes. Die Beurteilung wie viel und wie schnell ein Pferd antrainiert werden kann, wird durch die Ultraschalluntersuchung vom Pferdetierarzt festgestellt. Regelmäßiges Überprüfen des Heilungserfolges gehört zu einer professionellen Rehamaßnahme beim Pferd. Narbenbildung lässt sich nicht verhindern. In vielen Fällen kann in dieser Phase der Heilung mit Stoßwelle die optimale Abheilung des Fesselträgers sehr effektiv unterstützt werden.
Die Behandlung eines Fesselträgerschadens ist ein Paradebeispiel dafür, dass hier höchste Effekte nur durch die professionelle Zusammenarbeit von Reiter, Schmied, Therapeut und dem Tierarzt erreicht werden.