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Herpesvirusinfektion des Pferdes – was ist zu tun?

Pferde erkranken wie wir Menschen durch verschiedene Infektionserreger. Neben den Bakterien verursachen Viren bei Mensch und Tier sehr ernst zu nehmende Erkrankungen. Bei Pferden sind die bekanntesten Viruserkrankungen die Pferdeinfluenza oder auch Pferdegrippe, die Infektion mit Herpes-, Reo-, Rhino- und Equinem Arteritisvirus.

Herpesvirusinfektionen treten im Bundesgebiet immer wieder unterschiedlich häufig und mit mehr oder weniger starker Verbreitung auf. Der zum Teil sehr dramatische Verlauf der Erkrankung und die vielen Fragen die im Umfeld entstehen führen immer wieder zu mehr oder weniger hitzigen Diskussionen.

Herpesvirus – was ist das?

Der Herpesvirus benötigt wie jeder andere Virus auch eine Wirtszelle. Das heißt, er kann ohne eine fremde Zellbasis nicht überleben. Bei dem equinen Herpesvirus ist der Wirtsorganismus das Pferd. Der Virus befällt verschiedene Organstrukturen. Dies können die Atemwege, das Auge, die Genitalien, aber auch die Nervenbahnen eines Pferdes sein. Im Gegensatz zu den Bakterien sind Viren nicht mit Antibiotika zu bekämpfen. Sie befinden sich sozusagen versteckt in einer Zelle des Wirtstieres und sind so gegen Medikamente geschützt. Die einzige Chance der Bekämpfung dieser Viren ist das Immunsystem des Pferdes. Immunzellen erkennen die befallenen Organzellen und versuchen sie durch Antikörper – spezielle Immunzellen zu eliminieren. Dies setzt ein intaktes und leistungsfähiges Immunsystem voraus. Herpesviren gibt es überall. Nach verschiedenen Literaturangaben haben bis zu 85% der Pferde in Deutschland Antikörper gegen Herpesviren. Das heißt, dass sie schon einmal intensiven Kontakt zu Herpesviren hatten oder sogar zur Zeit haben. Die Anwesenheit von Herpesviren führt nicht zwangsläufig zu einer Erkrankung. Erst wenn das Immunsystem durch Fellwechsel, Parasiten, schlechtes Futter oder eine andere Infektion geschwächt wird, kann es zu einer massiven Vermehrung der Herpesviren und damit auch zu einer sichtbaren Erkrankung des Pferdes kommen.

Wie kann sich ein Pferd anstecken?

Kommt es bei einem Pferd zu einer massiven Vermehrung der Herpesviren, erkrankt das Pferd. Gleichzeitig werden von diesem kranken Pferd viele Viren in die Umgebung abgegeben. Ein anderes Pferd inhaliert diese Viren oder nimmt sie mit dem Maul auf. Je mehr Herpesviren vorhanden sind, desto stärker muss die Immunantwort des infizierten Pferdes sein um sich gegen die Viruszahl wehren zu können. Man spricht jetzt von einem erhöhten Infektionsdruck. Hat ein Pferd eine extrem gute Immunreaktion, kann sich das Virus im Körper nicht weiter vermehren. Ist die Zahl der Viren die übertragen werden sehr hoch und reagiert das Immunsystem nicht entsprechend, kommt es bei dem angesteckten Pferd zur Erkrankung. Es sind aber sehr viele Viren notwendig, um eine Erkrankung herbeizuführen. Der Übertragungsweg geht von Pferd zu Pferd. Nur so hat das Virus eine Chance in genügender Menge in ein anderes Pferd zu gelangen. Die Situation bei Influenza ist hier völlig anders. Influenzaviren infizieren schon in kleiner Zahl – sie sind wesentlich ansteckender als Herpesviren. Eine Herpesvirusinfektion breitet sich daher auch nicht flächenhaft aus wie eine Influenzainfektion. Herpesvirusinfektionen bleiben bei entsprechender Stallhygiene und frühzeitigen Isolierungsmaßnahmen fast immer auf einen Stall begrenzt.

Als Konsequenz heißt das: Keine Pferde aus einem infizierten Bestand in einen anderen Bestand umstellen. Der indirekte Übertragungsweg bei üblicher Hygiene über Kleidung, Schuhe oder Pflegeartikel ist theoretisch zwar möglich aber in der Praxis unwahrscheinlich.

Welche Zeit vergeht zwischen Infektion und Auftreten der ersten Krankheitssymptome?

Dadurch, dass die Menge der Viren eine Rolle spielt, ist auch die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung unterschiedlich lang. Diese sogenannte Inkubationszeit liegt zwischen 2 und 10 Tagen. Je höher die Zahl der übertragenen Viren, je stärker der Infektionsdruck, desto schneller verläuft die Infektion.

Das heißt, dass man davon ausgehen kann, dass nach etwa 10 Tage nachdem die Krankheitssymptome eines infizierten Pferdes abgeklungen sind, die Infektionsgefahr vorüber ist. Um sicher zu gehen sollte man diese Isolationszeit verdoppeln.

Wie erkennt man eine Herpesvirusinfektion?

Herpesvirus ist nicht gleich Herpesvirus. Man unterscheidet verschiedene Herpesviren und hat sie von 1 – 4 (5) nummeriert. Weitere Herpesviren sind in der Diskussion und  werden zurzeit erforscht. Die für uns wichtigen Herpesviren sind:

Herpesvirus / Krankheitsbild

Equines Herpesvirus Typ 1 ( EHV 1)  —> Atemwegserkrankungen, Aborte, Lähmungserscheinungen

Equines Herpesvirus Typ 2 (EHV 2) —> Beteiligt an Augenentzündungen

Equines Herpesvirus Typ 3 (EHV 3) —> Bläschenausschlag an Genitalien

Equines Herpesvirus Typ 4 (EHV 4) —> Atemwegserkrankungen, Lähmungserscheinunge

Equines Herpesvirus Typ 5 (EHV 5) siehe EHV 2

Die in den letzten Jahren immer wieder nachgewiesene dramatisch verlaufenden Herpesvirusinfektionen wurden durch die Kombination aus EHV 1 und EHV 4 verursacht. Pferde, die an dieser Herpesviruskombination erkranken, reagieren zu Beginn mit einem mäßigen Temperaturanstieg. Die Temperatur steigt auf circa 38,8  – 39,5 Grad Celsius. Manche zeigen vermehrten Nasenausfluss mit etwas Husten. Im weiteren Verlauf zeigen die erkrankten Pferde einen schwankenden Gang. Sie können ihre Bewegungen nicht mehr koordinieren. Im Endstadium liegen diese Pferde fest. Die befallenen Nervenbahnen sind von dem Virus stark geschädigt. Eine Koordination der Skelettmuskulatur funktioniert nicht mehr.

Den festliegenden Pferden kann meist nicht mehr geholfen werden. 

Was kann man gegen das Herpesvirus tun?

Ist ein Pferd einmal erkrankt, kann nur das Immunsystem unterstützt werden. Dies ist nur eine indirekte, Zeitverzögerte und häufig zu wenig effiziente Möglichkeit der Virusbekämpfung.

Eine direkte Bekämpfung des Virus ist nicht mehr möglich. Aus diesem Grunde ist die Vorbeuge mit einem entsprechenden Impfstoff so wichtig. Genauso wichtig ist es, dass in einem Bestand möglichst alle Pferde gegen Herpesviren geimpft werden. Kann sich das Virus in nicht geimpften Pferden stark vermehren, besteht die Gefahr dass es auch bei den geimpften Pferden zu einer Herpesviruserkrankung kommt. Sind alle Pferde geimpft, hat das Virus keine Chance sich so stark zu vermehren, dass Pferde daran erkranken.

Welche Impfstoffe stehen zur Verfügung – wie wird geimpft?

Die heute auf dem Impfstoffmarkt verfügbaren Herpesvirusimpfstoffe sind

  1. Lebende Vollvirus-Antigen EHV 1
  2. Inaktivierte Vollvirusantigen EHV 1 und EHV 4

Am häufigsten wird die Kombination aus EHV 1 und EHV 4 Antigenen genutzt. Die Pferde werden im Abstand von 4 – 6 Wochen, und danach alle 6 Monaten geimpft. Nach der zweiten Impfung ist ein weitgehend belastbarer Impfschutz vorhanden. Eine regelmäßige Auffrischung alle 6 Monate erhält den Impfschutz.

Herpesvirusinfektion ist keine außergewöhnliche Problematik. Herpesviren sind überall und viele Pferde sind sogar mit Herpes infiziert. Eine stabile Immunsituation unterstützt durch ein gewissenhaft durchgeführtes Impfprogramm für alle Pferde im Stall, hält die Herpesvirenzahl niedrig und verhindert damit ein Ausbrechen der Erkrankung.

Kommt es zu einer Erkrankung, kann man das Virus können nicht direkt bekämpfen – es bleibt eine gute Impfprophylaxe durchzuführen und unsere Pferde möglichst Stressfrei, das heißt Artgerecht zu halten.

Für den schnellen Leser:

Herpesinfektion beim Pferd – viele Pferde sind Virusträger – nur wenige werden aber wirklich krank!

Krankheitssymptome: Husten, wässriger Nasenausfluss, mäßiges Fieber 38.8 – 39.5 Grad Celsius, schwankender Gang, Festliegen

Inkubationszeit = Zeit von der Ansteckung/Aufnahme der Viren bis zum Auftreten der ersten Krankheitssymptome = 2 – 10 Tage

Ansteckung direkt durch den Kontakt Pferd – Pferd über Tröpfcheninfektion und Aufnahme über Maul und Nüstern.

Medikamentelle Bekämpfung bei bestehender Erkrankung nicht mehr effizient möglich!

Vorbeugende Impfung – möglichst Bestandsimpfung – wichtigste Bekämpfungsmaßnahme!

Grundimmunisierung: 1. Impfung, nach 4-6 Wochen 2.Impfung

Wiederholungsimpfung alle 6 Monate!

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